Das ist doch ganz leicht

Veröffentlicht von Michaela Nikl am Jan 26 2016
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„Aber Mama, das ist doch ganz leicht!“ Manchmal fällt es mir echt schwer, zu realisieren, daß mein Sohn immer selbstständiger wird, daß er manches gerne ohne mich erledigt und mich nicht überall dabei braucht.

 

 

Begonnen hat es damit, als wir ausprobiert haben, ob Christoph mit seinen fast 7 Jahren auch schon mal kurze Wege alleine gehen kann, ein Botendienst zur Wohnung meines Freundes oder zu seinem Freund gehen, der 200 m entfernt wohnt. Beides hat problemlos geklappt und hat unseren Buben sehr stolz gemacht, daß wir ihm zutrauen, das schon ohne uns zu bewältigen.

Letzten Freitag wollte ich ihn von der Schule abholen, kam aber drauf, daß mein Vormittagstermin länger als seine Schule dauern würde. Beide überlegten wir, was wir nun tun könnten. „Aber Mama, das ist doch leicht! Ich komme nach der Schule einfach zu Dir in die Praxis.“ Ich überlegte kurz, der Weg ist etwas weiter, als seinen bisherigen Strecken, die er alleine zurückgelegt hatte und ich war mir auch nicht sicher, ob er wirklich hinfinden würde. Auch da versuchte er mich zu beruhigen, daß er genau wüßte, wie er zu mir käme. Allerdings durfte ich die Route nicht nochmal mit ihm im Geiste durchgehen, ich wollte allerdings wißen, was er tun würde, wenn er nicht hinfindet. „Dann gehe ich den ganzen Weg wieder zurück und warte in der Schule auf Dich!“. Also ließ ich mich auf diesen Handel ein und vertraute drauf, daß Christoph es schaffen würde.

 

Bei meinem Vormittagstermin war ich zu Beginn immer wieder in Gedanken bei meinem Sohn, doch kurz vor Mittag war ich so in meiner Arbeit vertieft, daß ich ganz erstaunt war, als sich 10 min. nach Schulschluß bereits die Praxistüre öffnete und Christoph den Kopf bei der Tür hereinstreckte. Ich war sehr erstaunt, denn die Woche davor war er um diese Zeit erst von der Garderobe auf den Schulhof gekommen. „Ich habe heute nicht auf Nico gewartet und bin gleich hergelaufen!“ Glücklich habe ich ihn in die Arme geschloßen und war sehr stolz auf ihn. Und seine Begeisterung war zu spüren, daß er wieder etwas alleine geschafft hat.

 

Es ist sehr wichtig für das Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein der Kinder – altersgerecht – wieder etwas Neues auszuprobieren. Es ist oft nicht leicht, unsere Ängste hinten an zu stellen, zu vertrauen, daß es gelingt, daß sie es ohne uns schaffen, daß wir wieder ein bißchen weniger „gebraucht“ werden. Paßieren kann immer etwas, auch wenn wir unmittelbar daneben stehen, wenn wir sie zu sehr versuchen zu beschützen, ihnen alles abnehmen und alle Probleme für sie lösen, tun wir ihnen damit keinen Gefallen und wir brauchen uns nicht zu wundern, daß sie als Teenager und junge Erwachsene nicht die Selbstständigkeit haben, die wir uns wünschen. Die Selbstständigkeit beginnt bereits in ganz jungen Jahren, da fordern sie unsere Kinder noch vehement ein, Tobsuchtsanfälle zeugen davon, was sie alleine machen wollen. Mit den Jahren werden die Versuche dann leiser, bis sie ganz verstummen, weil sie gelernt haben, daß sie selbst wenig bewirken können.

So verlangen Sie auch mal etwas von Ihrem Kind, laßen Sie sich helfen, vereinbaren Sie, was das Kind schon alleine kann und überlegen, was es darüber hinaus noch tun könnte. Lob verstärkt den Lerneffekt zusätzlich und Sie werden sehen, wie Ihr Kind auflebt, wenn es wieder einen Entwicklungßchritt weiter gegangen ist. Denken Sie auch immer wieder daran, was Sie als Kind in diesem Alter bereits getan haben und trauen Sie auch Ihrem Kind Ähnliches zu!

 

Bitte schreiben Sie mir dazu Ihre Erfahrungen: office@lebenszeichen.biz

Zuletzt geändert am: Feb 08 2016 um 2:17 PM

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