Mama, heut war ein schöner Tag

Veröffentlicht von Michaela Nikl am Jun 27 2016
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Mir ist das vor kurzem passiert. Gut wollte ich am Montag Christoph für seine Ansage am Freitag vorbereiten, nicht aus Ehrgeiz, sondern, dass er jeden Tag nur ein bisschen lernt und die Übungseinheiten nicht zu groß sind. Doch gleich am 2. Tag wurde mein Plan über den Haufen geworfen.

Hatten ich am Sonntag noch in der Küche neben dem Kochen meinem Sohn die Lernwörter im Stehen angesagt – ich glaube, er kann sich noch besser konzentrieren, wenn er dabei nicht sitzen muss, versagte ich einen Tag später gänzlich mit meinem Vorsatz.

Ein lieber Freund aus Schulzeiten hatte sich spontan angekündigt, wir verbrachten den lauschigen Abend (ja, auch so etwas gab es diesen „Sommer“ bereits) gerade im Garten, als er eintraf. Kurz vorher war ich felsenfest davon überzeugt, dass mein Kind spätestens um 18.30 im Haus und eine Stunde später im Bett sein musste inkl. Lernen für die Ansage. Tja, und dann kam es anders. Wir blieben im Garten, ich holte Verpflegung, Christoph war selig, weil er so noch eine Stunde im Kirschbaum verbringen und mit dem Nachbarskind spielen konnte. Und weil es so nett und auch noch so warm war und wir uns alle so lange nicht gesehen hatten, verging die Zeit wie im Flug. Als wir dann endlich nach drinnen gingen, war es bereits ziemlich dunkel – was ja im Juni bekanntlich nicht so rasch passiert. Auf dem Weg in die Wohnung habe ich Christoph die Lernwörter buchstabieren lassen, um ein bisschen mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

 

Zwei Tage später waren wir zu Gast bei Freunden und hatten uns wieder vorgenommen, rechtzeitig nach Hause zu fahren, nachdem die Kinder lieber spielen als gemeinsam die Übungswörter durchzunehmen wollten. Aber dann genossen die beiden Buben den Rasensprenger, wühlten in der Sandkiste und hatten es ganz einfach ziemlich lustig, dass wir Mütter auch die Zeit vergaßen. Auch an diesem Tag wurde das Lernen auf Buchstabieren im Bett reduziert – allerdings alle Wörter richtig, sodass die Gewissensbisse schon kleiner wurden. Ganz verschwanden sie dann, als mich mein Sohn ganz innig umarmte und sagte: „Mama, heute war ein schöner Tag!“ Da drückte ich ihn ganz fest an mich und habe ihm geantwortet: „In den letzten Tagen hast Du was für´s Leben gelernt! Wenn sich eine Gelegenheit bietet, die unheimlich schön ist, dann genieße sie, egal, was eigentlich gescheit oder vernünftig gewesen wäre. Denn wenn Du die Situation verpasst, dann ist sie vorbei und kehrt nicht wieder, halte diesen Augenblick fest!“

 

Ach übrigens, Christoph hat die Ansage am Freitag dann völlig fehlerfrei geschrieben – scheinbar haben meine Lernstrategien (Lernen in einer positiven Umgebung inkl. Bewegung) gegriffen und ich werde das mit dem vernünftigen Üben beim nächsten Mal gleich überdenken!

 

 

Wann haben Sie schon mal etwas getan, das nicht so ganz vernünftig war, aber sich dafür Ihnen und Ihrem Kind einen wunderbaren Moment geschenkt?

Schreiben Sie mir: office@lebenszeichen.biz

Zuletzt geändert am: Jul 27 2016 um 8:58 AM

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